Dieser Blogartikel und die zugehörige Podcast-Folge wurde von meiner lieben Co-Coachin Lisa Goder verfasst. Lisa gehört nun schon etwas länger zu meinem Team. Sie ist als Ayurveda-Lifestyle-Coachin tätig und hat sich dabei auf Ernährung und Emotionales Essen spezialisiert und begleitet ihre Klientin liebevoll auf ihrem Weg über die Selbstliebe in die Körperliebe.
Zudem ist sie selbst von Hashimoto betroffen und betreut unsere Mentees und besonders natürlich unsere HashiMotion-TeilnehmerInnen.
In dieser Ausgabe geht es um die Grundlagen des Ayurveda, die verschiedenen Ayurveda-Typen und wie Du den Ayurveda am besten für Dich nutzen kannst. In der darauffolgenden Episode tauchen wir dann tiefer in die ayurvedische Ernährung ein und Du erfährst, wie Du dieses Wissen besonders beim Hashimoto für Dich nutzen kannst.
Hashimoto und Ayurveda: Grundlagen des Ayurveda und warum ich ihn dir bei Hashimoto empfehle
Wer diesen Blog und Podcast schon etwas länger kennt, der weiß, dass es im Theapodcast keinen Bullshitbingo oder das Hinterherrennen von irgendwelchen Trends gibt. Häufig werden Dinge ja einfach neu verpackt und mit einem fancy Namen versehen, inhaltlich verändert sich dann aber nicht viel.
Beim Ayurveda ist das anders, denn der ist alles andere als neu. Es handelt sich dabei um das älteste Medizinsystem, ist ca. 5.000 Jahre und kommt aus Indien. Der Ayurveda ist ganzheitlich, setzt auf Prävention und ist die Schwesterphilosophie zum Yoga. Während der Yoga sich auf Geist und Seele konzentriert, betrachtet der Ayurveda ausgehend vom Körper ebenfalls den Geist und die Seele. Es geht darum, alles drei in Einklang zu bringen.
Herkunft des Ayurveda
Der Ayurveda war als ganzheitliche Medizin eine mündliche Tradition, die von Generation zu Generation weitergegeben wurde. Lange vor Jesus und Buddha wurde dieses intuitive System geschaffen und beschrieb schon damals über 300 chirurgische Verfahren, Psychiatrie, Geburtshilfe und Toxikologie. Lange bevor das Medizinstudium konzipiert wurde, wurde ein siebenjähriges Ausbildungsprogramm für Heiler entwickelt.
Der Ayurveda gilt bis heute als unveränderliches, dennoch sich anpassendes, zeitloses Wissen und findet nunmehr auch bei uns im Westen immer mehr Einzug. Immer mehr wird in Gesundheitsfragen auf Ganzheitlichkeit geschaut und eben nicht mehr nur das einzelne Symptom behandelt. Es geht um den Menschen als Ganzes, als Einheit.
Ayurveda – Die Wissenschaft vom Leben
„Ayu“ bedeutet „Leben“, „Veda“ „Wissenschaft“. Der Ayurveda ist also die „Wissenschaft vom Leben“. Im Ayurveda, also im Leben, geht es um das „Prana“, die Lebensenergie. Mit anderen Worten: „Wenn die Aufnahme, das Fließen und die Nutzung von Prana (also der Lebensenergie) im Körper, im Zellsystem oder in einem bestimmten Organ oder einer Drüse vermindert ist, ist dieser Bereich gefährdet und es kommt zu erhöhter Entzündung und damit einem allmählichen Ausfall des Immunsystems.“ So entstehen Dysbalancen, die in Krankheit münden können. Das gilt es, präventiv mittels eines achtsamen und bewussten, ganzheitlichen Lebensstil zu vermeiden.
Was hat das Ganze nun mit Hashimoto zu tun? Hashimoto ist eine Autoimmunkrankheit der Schilddrüse. Die Schilddrüse ist ein lebenswichtiges Organ. Laut Ayurveda kann hier die Energie nicht mehr fließen, deshalb kommt es zu einer Entzündung dieses hochsensiblen Organs.
Die Konstitutionstypen/Doshas
Bestimmt hast du schon mal was von den verschiedenen Ayurveda-Typen, den sog. Konstitutionstypen (auch Doshas genannt) gehört. Es handelt sich hierbei um die drei Bio-Energien Vata, Pitta und Kapha.
Diese drei Energien sind sowohl in uns als auch um uns herum. Alles besteht aus diesen Energien. Sie werden den verschiedenen Elementen zugeordnet und haben jeweils eigene Eigenschaften.
Vata:
Elemente: Vata wird den Elementen Luft und Raum (Äther) zugeordnet und ist das Bewegungs- und Dynamikprinzip. Es ist das subtilste und feinstofflichste Dosha.
Eigenschaften: rau, trocken, kalt, schnell, leicht und beweglich.
Funktionen: steuert jede Bewegung im Körper und im Geist, z.B. die Bewegung bzw. Zirkulation des Bluts, die Bewegung der Gedanken durch den Verstand, die Bewegung des Essens durch den Verdauungstrakt, usw. Es ist zuständig für die Sinnesorgane und das Nervensystem sowie die Aktivität des Geistes.
Beschreibung eines Vata-Typen: kreativ, luftig, schnell im Denken und Handeln, begeisterungsfähig, flexibel, kommunikationsstark, sehr empfindsam, stressanfällig, ruhelos oder gar ängstlich.
Erscheinung des Vata-Körpers: gewöhnlich dünn und das Gewicht zu halten fällt aufgrund der Lebendigkeit schwer. Das Haar ist fein, die Finger sind lang und schmal und die Gesichtszüge zart.
Ausdruck der Dysbalance von Vata: kalte Hände und Füße, ängstlich und zerstreut sein, ständig reden und sich bewegen, was es schwer macht, konzentriert zu bleiben. Das Nervensystem des Vata-Typen ist sehr leicht anfällig. Das kann oft zu leichtem Schlaf oder gar Schlaflosigkeit führen.
Die rauen und trockenen Eigenschaften finden sich bei Unausgeglichenheit in Haut, Haaren und Nägeln wieder. Weitere Symptome: Schwindel, unruhige Beine, Verstopfung und unregelmäßiger Appetit.
Pitta:
Elemente: Pitta wird den Elementen Feuer und Wasser zugeordnet und wird auch als Transformationsprinzip bezeichnet.
Eigenschaften: heiß, scharf, durchdringend, leicht, flüssig, sauer und ölig beschrieben.
Funktionen: Stoffwechsel und enzymatische Prozesse, Sehvermögen, reguliert Hunger und Durst, Verdauung, Wärmeregulierung im Körper und Glanz im Hautbild.
Pitta-Typen neigen schnell zur Überhitzung, deshalb können heiße Sommertage oder auch zu viel Hitze in einem Raum schnell unangenehm werden.
Erscheinung des Pitta-Körpers: allgemein mittelgroß, Muttermale oder Sommersprossen, helle Haut, blonde oder rote Haare und blaue Augen. Haarausdünnung und Kahlheit sind weit verbreitet.
Beschreibung eines Pitta-Typen: realistisch, zielstrebig, scharfsinnig, durchsetzungsstark, immer in Aktion, ein „Macher-Typ“ mit präzisem Denken und guter Kommunikation
Ausdruck der Dysbalance von Pitta: Entzündungen, Sodbrennen, Magengeschwüren, aber auch zu Hitzewallungen sowie Ausschlägen auf der Haut und weiteren verschiedene Hautleiden. Zudem haben Pitta-Typen bei einem Pitta-Überschuss mit Wut, Zorn, Pedanterie und Selbstüberschätzung zu tun.
Kapha:
Elemente: Kapha vereint die Elemente Erde und Wasser und ist das Struktur- bzw. Stabilitätsprinzip.
Eigenschaften: kalt, feucht, dicht, schwer, ölig, langsam, süß und stabil beschrieben. Es ist das grobstofflichste und greifbarste Dosha.
Funktionen: Im Körper ist Kapha für den Zusammenhalt und der Struktur sowie der Schmierung der Gelenke verantwortlich. Außerdem verleiht es Abwehrkraft, Ausdauer, Potenz und Fruchtbarkeit.
Beschreibung eines Kapha-Typen: Kapha-Typen werden als liebevoll, großzügig, geduldig, ausdauernd, ausgeglichen und eher langsam wahrgenommen – also der sprichwörtliche Fels in der Brandung.
Erscheinung des Kapha-Körpers: Der weibliche Körper wird als sehr feminin beschrieben, gerne auch als „Vollweib“ bezeichnet. Generell ist der Kapha-Körper von großer Statur mit großem Kopf, eher schwerem Knochenbau und er neigt eher zu Übergewicht. Das Haar ist zumeist sehr dick, dunkel und gewellt; die Augäpfel sehr weiß und groß.
Beschreibung eines Kapha-Typen: Kapha-Typen werden als liebevoll, großzügig, geduldig, ausdauernd, ausgeglichen und eher langsam wahrgenommen – also der sprichwörtliche „Fels in der Brandung“.
Ausdruck der Dysbalance von Kapha:
- auf körperlicher Ebene: Müdigkeit bis hin zu Lethargie und Gleichgültigkeit sowie einer Tendenz zu Übergewicht oder gar Adipositas, Diabetes, Wassereinlagerungen und verschleimten Erkältungskrankheiten;
- auf geistiger Ebene: Widerstand gegen Veränderungen und das Festklammern am Status Quo – und zwar auch dann, wenn diese Umstände nicht mehr förderlich oder notwendig wären.
Alle drei Doshas finden sich überall wieder – nicht nur im menschlichen Körper
Die Doshas – also die Bioenergien – finden wir nicht nur in unserem menschlichen Körper wieder, sondern in allem um uns herum. Alles, was uns umgibt enthält diese verschiedenen Qualitäten. Alles bildet eine Einheit und alles beeinflusst sich gegenseitig.
Prakruti (Grundzustand bzw. Konstitution) und Vikriti (Momentaufnahme)
Wir alle wurden mit allen drei Doshas geboren. Dieser Zustand nennt sich im Ayurveda „Prakruti“ – also der Grundzustand bzw. Konstitution. Das ist die genetische Bestimmung und diese bleibt ein Leben lang gleich.
Die Ausprägung, wie die Doshas zueinander stehen, ist bei jedem einzelnen unterschiedlich, da jeder Mensch individuell ist. Es kann ein Dosha vorherrschen oder eben auch zwei. Entsprechend werden dann diese Typen bezeichnet, also z.B. „Vata-Typ“ oder auch „Pitta-Vata-Typ“.
Selten sind alle drei Doshas zu gleichen Teilen vorhanden. Dies wird dann als „Tri-Dosha“ im Ayurveda bezeichnet.
Im Laufe des Lebens weichen wir – gerade hier in der westlichen Welt – immer mehr von unserem Prakruti ab. Das geschieht aufgrund unseres Lebensstandards, gesellschaftliche Ansichten, Erfahrungen, Prägungen und auch Konditionierungen – allgemeinhin gesagt also durch Umwelteinflüsse und andere Stressfaktoren. Dieser Zustand wird im Ayurveda als „Vikriti“ bezeichnet.
Wichtig ist, dass das Vikriti immer nur eine Momentaufnahme ist und der Dynamik des Lebens unterliegt.
Zwei zentrale Leitsätze im Ayurveda
- „Gleiches verstärkt Gleiches.“
- „Das Gegenteil gleicht aus.“
Grundsätzlich geht es im Ayurveda darum, einen Ausgleich zu schaffen – und zwar präventiv und ganzheitlich.
Dazu zwei kurze Beispiele:
- Bin ich müde, dann ist in dem Moment Kapha da. Die Müdigkeit wird durch Schlaf ausgeglichen – also dem Gegenteil. Bleibe ich nun aber wach und gönne meinem Körper eben nicht die Erholung, dann verstärke ich noch die Müdigkeit.
- Habe ich Sodbrennen, ist mein Pitta erhöht. Das Feuer brennt also alles nieder. Nehme ich nun beispielsweise Chilli zu mir, facht das das Feuer noch an (Gleiches verstärkt Gleiches). Achte ich jedoch in meiner Ernährung darauf, weniger Schärfe zu mir zu nehmen – also das Gegenteil – kann ich so Pitta reduzieren.
Sich kennenlernen durch Selbstbeobachtung
Wichtig ist, dass es sich um langfristige und immer wieder zu justierende Dinge handelt. Langfristig insofern, als dass ich auf Dauer Dinge weglasse, die mir nicht gut tun. Das ist ein Prozess des Beobachtens und mich selbst Kennenlernens. Dadurch nehme ich mich selbst wahr und kann immer schneller auf neue Situationen und Umstände reagieren.
Und immer wieder justierend deshalb, weil das Leben nun mal Veränderung bedeutet. Veränderung ist die einzige Konstante im Leben und jeder Tag ist anders. Was gestern funktioniert hat, muss es heute nicht mehr tun. Da ist die Selbstwahrnehmung super wichtig.
Rhythmen im Ayurveda & und die Dosha-Uhr
Der Ayurveda kennt verschiedene Tages- und Jahreszeiten, die ebenfalls auf uns wirken. Auch da finden sich die Doshas wieder. Anhand der Dosha-Uhr ist erkennbar, dass die Doshas sich im Tagesverlauf abwechseln und wiederholen:
- Vata-Zeit (2-6 Uhr und 14-18 Uhr)
- Kapha-Zeit (6-10 Uhr und 18-22 Uhr)
- Pitta-Zeit (10-14 Uhr und 22-2 Uhr)
Morgen ins der Vata-Zeit aufzustehen, fällt aufgrund der luftigen Eigenschaften von Vata leichter. Nachmittags drückt sich Vata in Kreativität aus.
In der Kapha-Zeit fällt das Aufstehen schon schwerer. In dieser Zeit sind Organisations- und Routinearbeiten gut. Abends nutzen viele Ayurvedisdie Schwere der Kapha-Zeit und gehen vor 22 Uhr zu Bett.
Pitta steht in enger Verbindung mit unserem Agni. Deshalb sollte das Mittagessen die größte Mahlzeit sein. Auch können in dieser Zeit eher schwerer verdauliche Dinge aufgenommen werden – wobei die ayurvedische Küche immer darauf abzielt, den Körper zu unterstützen und eben nicht durch zu schwere Nahrung zu belasten. Nachts finden dann die Regenerations- und Stoffwechselprozesse statt.
Noch ein Grund mehr, vor 22 Uhr ins Bett zu gehen: Wir unterstützen den Körper und lassen ihn seine eigentliche Arbeit machen, statt ihn unnatürlich und künstlich wach zu halten und somit von seinen lebenswichtigen Zellerneuerungsprozessen abzulenken. Außerdem können so acht Stunden Schlaf eingehalten werden.
Die Doshas im Jahresverlauf (Jahreszeiten) mit ihren Qualitäten
- Pitta-Zeit: Juni bis September (heiß und trocken)
- Vata-Zeit: Oktober bis Januar (stürmisch, windig, luftig)
- Kapha-Zeit: Februar bis Mai (schwer und kalt, Frühjahrsmüdigkeit)
All das beeinflusst uns, und das Wissen darüber schafft uns mehr Bewusstsein und ermöglicht es uns, uns besser kennenzulernen und vieles auch anders – vielleicht sogar besser – zu verstehen.
Einladung: Sei mutig und probiere Neues, lerne Dich selbst kennen
Ich möchte Dich einladen, einfach mal etwas auszuprobieren und zu beobachten, was daraus erwächst. Und wenn es sich gut anfühlt, dann lohnt es sich, das in das eigene Leben zu integrieren.
Und wenn es sich nicht gut anfühlt, kann an den Stellschrauben gedreht werden – und zwar so lange, bis es exakt auf Dich passt oder Du lässt es wieder.
Wir alle wollen uns gut fühlen, wollen ein schönes zufriedenes Leben haben. Wissen und Selbstbeobachtung tragen in meinem Fall dazu bei. Und das gebe ich gerne weiter.
Ich sage gerne: „Es ist wie ein Buffet! Nimm das, was Du brauchst und lass den Rest liegen.“ Dieser kann ja vielleicht später irgendwann einmal behilflich sein, muss aber vielleicht jetzt gerade nicht passen. Und das ist okay. Und das darf auch so sein. Letztlich geht es darum, sich immer wieder neu kennenzulernen – welch ein wunderschönes Geschenk J
So, ich hoffe, ich habe Dir jetzt schon einmal ersten guten Überblick bzw. Einblick in den Ayurveda gegeben. Im nächsten Beitrag geht es dann um die ayurvedische Ernährung und warum diese so wunderbar bei Hashimoto geeignet ist.